#750: Sowjetunion 2.0
Shownotes
Tobias Mitter:
Einen wunderschönen guten Morgen Herr Prof. Dr. Mühlfriedel und Bert. Im Rahmen der aktuellen Situation wollen wir fast vergessene Zeiten aufrollen, damit wir ein Gefühl dafür bekommen, was Russland droht, wenn es so weiter geht. Herr Prof. Dr. Mühlfriedel, die Rede ist von Sowjetunion 2.0, können wir zunächst auf 1.0 eingehen?
Bernd Mühlfriedel: Die Sowjetunion habe ich selbst persönlich nicht erlebt, dafür aber ihren sozialistischen Bruderstaat, die DDR. Ich habe Verwandtschaft im sächsischen Vogtland, meine Eltern kommen aus Hof ganz im Norden Bayerns an der ehemaligen innerdeutschen Grenze. So hatte ich das persönliche Interesse an der Seite „da drüben“ praktisch in die Wiege gelegt bekommen. Die Sowjetunion in den 80er Jahren des 20. Jahrhunderts würde ich wie folgt charakterisieren:
Ein geographisch riesiges Reich
Geheimnisvoll, mit einer tiefen Kultur, aber auch dunkel und bedrohlich
Hochgerüstet und in einigen wenigen Bereichen in der Weltspitze dabei, z.B. in der Raumfahrt oder im Sport
Gleichzeitig aber relativ arm und rückständig
Und v.a. unfrei: jeder, der sich frei äußern oder gar dem Machtbereich der Sowjets entziehen wollte, musste dies unter hohem Risiko und unter Gefahr von Gewaltandrohung tun – mit ungewissem Ausgang! Egal, ob dies einzelne Menschen wie der Balletttänzer Rudolf Nurejew oder ganze Staaten wie die Tschechoslowakei waren.
Tobias Mitter:
Bert Du hast das ja auch noch hautnah miterlebt. Welche Eindrücke sind Dir aus dieser Zeit hängen geblieben?
Berthold Schadek: Für uns war das immer das abschreckende Beispiel. Es war der Krieg der Systeme. Das System der Bevormundung und Unterdrückung gegen das System der Freiheit. Das Freiheitliche hat letztlich gesiegt. Es gibt jedoch noch viele, die sich nach dem anderen System sehnen und das macht mich sehr skeptisch. Wir sollten vorsichtig sein.
Tobias Mitter:
Welche Parallelen ergeben sich aus der Vergangenheit und der aktuellen Situation Herr Prof. Dr. Mühlfriedel.
Bernd Mühlfriedel:
Ich komme auf meine Punkte aus der vorigen Frage zurück und beziehe sie jetzt auf die heutige Russische Föderation:
Trotz der Gebietsverluste nach dem Ende der Sowjetunion ist Russland weiterhin das geographisch größte Land der Welt – und das bei einer vergleichsweise geringen Bevölkerung von nur etwas mehr als 140 Millionen. Wie in der Sowjetunion also viel Raum ohne Volk.
Wie damals haben besonders in den letzten zehn Jahren die militärischen und nationalistischen Töne ein sehr großes Gewicht. Das Militär und die inneren Sicherheitsorgane spielen wie in der früheren Sowjetunion im heutigen Russland wieder eine sehr wichtige Rolle.
Wie die frühere Sowjetunion spielt auch Russland in einigen Bereichen wie der Raumfahrt, der Rohstoffindustrie, der IT und einigen Sportarten in der Weltspitze mit. In der Breite jedoch ist die Wirtschaft unterentwickelt und das Land fällt deutlich gegenüber anderen entwickelten Nationen ab. Das BIP pro Kopf ist in etwa so hoch wie das von Bulgarien, dem ärmsten Land der EU. Und das bei einem viel höheren Reichtum an Bodenschätzen – wirtschaftlich versagt Russland also genauso wie die Sowjetunion 1.0. Ohne offene Märkte und Unterstützung durch externe Technologie und Managementmethoden wird sich dieser Rückstand weiter vergrößern. Leider auch hier: viel mehr sowjetischer eiserner Vorhang als Orientierung nach Westen nach dem Vorbild der „Großen Zaren“ Peter und Katharina.
Und auch bei der mangelnden Freiheit leider das gleiche Bild: wie damals gibt es keine freien Medien. Politisch Andersdenkende werden unterdrückt, verhaftet, vergiftet wie Alexej Nawalny oder erschossen wie Boris Nemzow. Seit neuestem stehen auf die öffentliche Äußerung „Kein Krieg“ bis zu 15 Jahre Haft. Grotesk, wo der Überfall auf die Ukraine doch nur eine „militärische Spezialoperation“ sein soll.
Insgesamt ist es also leider so, dass das heutige Russland in sehr vielen Punkten in der Tradition der früheren Sowjetunion steht: die Bezeichnung Sowjetunion 2.0 hat durchaus ihre Berechtigung!
Tobias Mitter:
Schreiben wir die Geschichte fort, Bert welche Folgen kann das für Russland haben?
Berthold Schadek:
Der Staatskapitalismus scheitert. 1989 ist der Kommunismus gescheitert, im Jahr 2022 scheitert der Staatskapitalismus. Es ist eine Frage des Systems. Denn wie kann es sein, dass zwei der reichsten Länder der Welt (Russland, Venezuela) an Bodenschätzen trotzdem so arm sind?
Tobias Mitter:
Für mich ist es wichtig unseren Hörern mit auf den Weg zu geben, was die Situation und dieses Thema ganz konkret für sie bedeutet und was Sie in dieser Lage am besten tun sollten. Oder kann man überhaupt etwas tun?
Berthold Schadek:
Bernd Mühlfriedel:
Diese Frage ist persönlich schwierig für mich. Ich liebe die russische Kultur, spreche selbst Russisch, meine Frau ist Russin, ich habe viele Freunde in St. Petersburg, meine Kinder sprechen Russisch als zweite Muttersprache. Und gleichzeitig sehe ich, was die derzeitige russische Regierung begleitet von absurden Begründungsversuchen anrichtet, wie sie die Menschlichkeit und die Kultur mit Füßen tritt, die Zukunft auch des eigenen Landes und seiner Bürger ruiniert. Als historische Parallele fällt mir dazu nur das Deutsche Nazireich unter Adolf Hitler ein. In solch extremen Situationen darf man sich nicht ins bequeme Schneckenhaus zurückziehen. Jeder einzelne muss sich fragen, was sie oder er tun kann, um der Menschlichkeit, der Freiheit und der Toleranz wieder Geltung zu verschaffen. Daher ist es für mich eine moralische Verpflichtung zu helfen, wo und wie es immer geht. Sei es als Dolmetscher für ankommende ukrainische Flüchtlinge, durch Diskussionen mit Studierenden, durch den Austausch mit Menschen in Russland, durch Spenden, oder durch öffentlich Stellung beziehen, auch durch Beiträge wie diesen. Es ist sehr schwierig, hier allgemeingültige Ratschläge zu geben. Nicht jeder ist ein Graf Stauffenberg oder ein Alexej Nawalny. Trotzdem sollte sich jeder anständige Mensch morgens in den Spiegel schauen und sich fragen, was er ganz konkret tun kann, damit die Barbarei und die Gewalt, die nach 77 Jahren wieder nach Europa zurückgekehrt sind, endgültig des Feldes verwiesen werden. Jeder sollte sich fragen: „Was ist mein konkreter Beitrag dazu, dass das „Nie wieder!“ tatsächlich Realität wird?“ Übrigens gilt das auch für uns alle als Staat, als Bundesrepublik Deutschland.
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Fazit des Tages:
Berthold Schadek:
Wohlstand für alle und nicht nur für die Bonzen. Aber das geht nur mit Eigenverantwortung und dem Wettbewerb.
Bernd Mühlfriedel: Ich möchte mit einem Zitat des russischen Schriftstellers und Nobelpreisträgers Alexander Solschenizyn enden, das im heutigen Russland leider genauso aktuell ist wie zu Zeiten der Sowjetunion: „Wir wissen, sie lügen. Sie wissen, sie lügen. Sie wissen, dass wir wissen, sie lügen. Wir wissen, dass sie wissen, dass wir wissen, sie lügen. Und trotzdem lügen sie weiter.“
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